6. Der Stopp
Einer der wichtigsten Bestandteile innerhalb des ganzen Wurfgeschehens ist der abrupte Stopp der Rute...; ja genau der Rutenspitze.
Die hohe, durch die stetige Beschleunigung erreichte, Geschindigkeit am Ende der Wurfbewegung, in
Verbindung mit einem „deadly Stop“ (wie die Amerikaner sagen) ist für die Entstehung einer Schnurschlaufe entscheidend. Vergleichen Sie diesen Stop mit einem
Auto, das mit ca. 130 km/h gegen eine Wand prallt. Bei vielen Werfern kommt der
Stop eher nur einer Vollbremsung gleich. Zusätzlich ist die untrainierte Muskulatur noch nicht in der Lage, die Kräfte so zu kontrollieren, dass die Rutenspitze nach dem dem Stopp sich schnell wieder beruhigt. Denn wir wissen ja ... ;-)
Das führt uns automatisch wieder zu einem früheren, nämlich dem Ersten Punkt unserer Wurftheorien, dem geradlinigen Weg der Rutenspitze. In dem Moment, wenn wir über die Rutenhand den Stopp bewusst einleiten, beginnt die Rute ihre "geladene Energie" abzugeben und versucht in ihre Ruheposition (entspannte gestreckte Haltung) zu kommen. Je nach Steifigkeit der Rute und Krafteinsatz des Werfers, schlägt diese jedoch mehr oder weniger stark durch. Das wiederum sorgt für Wellen in der Schur, die wir jedoch so klein wie irgend möglich halten sollten. Das erreicht man am besten, wenn unmittelbar nach dem Stopp die Rutenhand sich entspannt und somit die Rutenschwingungen gedämpft werden.
Übung macht auch hier den Meister, denn mit der Zeit passt sich unser Gehirn und der Bewegungsapparat an und versetzt uns so in die Lage die Beschleunigung, den Stopp und das anschließenden Dämpfen der Rute resp. der Rutenspitze flüssig ineinander übergehend zu lassen. Das nennt man dann Training, ohne das man eben nicht zu einem guten Wurfstil kommt. So einfach ist das.
Lassen Sie mich zwei Beispiele anführen, die die Punkte fünf und sechs
unserer Wurftheorie anschaulicher machen sollen:
Sicherlich haben auch Sie als Kind Äpfel auf einen Stock gespießt und so weit
wie möglich weggeschleudert. Ja, Kartoffeln gingen auch. Die Bewegung müsste dann in etwa wie folgt ausgesehen
haben. Langsam beginnend, immer schneller werdend, haben Sie den Stock nach vorne
geschwungen, um dann, in einem abrupten Stop, den Apfel vom Stock zu schlenzen.
Wenn Sie zu schnell am Anfang der Bewegung waren, so war die Entfernung minus 1
Meter. Klar: weil der Apfel vom Stock gerutscht, hinter Ihnen im Gras lag. Ohne den aktiven Stopp an der richtigen Position, fliegt der Apfel nicht in die richtige Richtung. Zu früh gestoppt und/oder mit zu höher Geschwindigkeit geworfen, fliegt der Apfel nur hoch statt weit. Zu spät gestoppt und der Apfel knallt vor uns auf den Boden. Dies haben wir als Kinder schnell durch Versuch und Irrtum heraus bekommen und so funktioniert das auch beim Werfen mit einer Fliegenrute. Nur, dass hier kein Nahrungsmittel im Spiel ist, mit Essen wird ja nicht gespielt, sondern eine ca. 27 m lange Kunststoffschnur.
Anderes Beispiel: Sie betätigen sich als abstrakter Künstler. Nehmen Sie einen
mit Farbe satt getränkten Pinsel und versuchen Sie, mit eben jener, sich
beschleunigenden Bewegung, die Farbe aus drei Metern Entfernung auf die
Leinwand zu befördern. Wenn Sie dabei einen Streifen über das ganze Bild
produzieren, müssen Sie noch etwas an dem „Stopp“ üben. Wenn aber die
Farbspritzer eine Fläche in Fußballgröße belegen, dann befinden sie sich mit
Picasso und Rembrandt in einer Riege. Nur mit dem
besagten „Stopp“ am Ende der Bewegung ist dies zu erreichen.
Ich hoffe, die Sache mit dem Stopp ist nun etwas klarer und wir können uns in der Fortsetzung dann dem nächsten Punkt der Wurftheorien widmen.
Doch dazu mehr in der Fortsetzung...
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